...von Schönheit und Güte, von Habgier, Neid und Geld, von Feen und Zauber, Hexen und Magie, von Demut und Liebe - die Schöne und das Biest.
(aus "Die Schöne und das Biest" von Martin Doepke, Elke Schlimbach, Grant Stevens und Christian Bieniek)Oder auch:
Es war einmal ein wunderschöner Prinz, der aber hartherzig und lieblos war und deswegen von einer guten Fee (jedenfalls sagt sie von sich selbst, sie sei eine gute Fee, wir sind uns da nicht ganz so sicher) in ein hässliches Biest verwandelt wird. Wenn er es nicht schafft, jemanden zu lieben und geliebt zu werden, wird er für immer zu Stein erstarren. Und dann gibt es da noch den verarmten Kaufmann, der die Wut des Biests erregt und dessen schöne, gutherzige Tochter Bella, die seinen Platz bei dem "Tier" einnimmt. Es kommt, wie es in der altbekannten Geschichte immer kommt: Am Ende siegt trotz aller Widrigkeiten die Liebe.
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Vor etwas mehr als einem Jahr fand das erste Treffen statt, bei dem es um das Musical des inzwischen gerade vergangenen Schuljahres ging: Die Schöne und das Biest.
Oft mussten wir erklären, dass es weder Lumiere noch Gaston noch Tassilo geben wird und dass es bei uns ganz sicher nicht genauso aussehen wird wie beim Disneymusical. Eine meiner ersten Kostümentscheidungen war beispielsweise, dass das Ballkleid unserer Bella keinesfalls gold/gelb werden wird.
Nein, wir haben nicht das Disneystück gespielt. Wir haben auch keinen billigen Abklatsch zusammengestellt, sondern ein Stück gespielt, das ebenso wie die Version(en) von Disney eine legitime, eigenständige Adaption des französischen Märchens ist. So viel dazu, jetzt zum Schöneren ;)
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Meine Fotos sind hauptsächlich aus Proben, daher fehlen teilweise Frisuren und Makeup usw.
Alle Hauptrollen (bis auf den Vater) sind doppelt besetzt, deswegen gab es alle Kostüme zwei mal.
Das Stück beginnt mit der
Fee, die, begleitet von den Kobolden, den Anfang des Märchens erzählt: von dem Prinzen, den sie in ein Biest verwandelt hat, um ihn zu lehren, alle Menschen mit Würde, Achtung und voller Demut zu behandeln.
(Hier in einer späteren Szene, vom Prolog habe ich keine Fotos gemacht)
Die Fee tritt auch noch in einer
Verkleidung als Kräuterfrau auf.
Leider habe ich kein Bild vom gesamten Kräuterfraukostüm, deswegen hier nur eins von den Capes.
Das war eigentlich als schicke Verwandlung geplant, bei der unter einem kürzeren Kräuterfrau-Rock der lange Feen-Chiffon-Rock herauskommt mit Glitzer und Licht... Aber es hat nicht so funktioniert, wie ich wollte. Das hat im Endeffekt dazu geführt, dass ich einige unnötige Arbeit hatte, die das Kostüm unpraktischer gemacht hat als nötig, was mich immer noch etwas ärgert. Ich versuche, das als Gelegenheit zum Lernen zu sehen, damit ich bei einem möglichen nächsten Mal schon weiß, wie ich es nicht mache.
Das Licht hat übrigens unser Lichtdesigner programmiert und die Technik hat er zusammenlöten lassen.
Insgesamt war die Fee als Charakter angelegt, den man nicht so richtig einordnen kann. Ja, sie bezeichnet sich selbst als gute Fee - aber ist sie das wirklich? Hat sie nicht vielleicht selbst dafür gesorgt, dass Wilhelms Schiff sinkt? Oder hat sie den Prinzen gar verwandelt, weil er sie nicht liebte? Wer weiß, wer weiß... Deswegen sollte auch das Kostüm nicht einfach nur ein schönes Kleid sein, sondern einen zweiten Blick provozieren, weil man bei der Schönheit das Gefühl hat, dass da etwas nicht so ganz stimmt. Deswegen habe ich mich für ein assymmetrisches Schößchen und zwei unterschiedliche Ärmel entschieden sowie für Strasssteine in verschiedenen Farben.
Mein nächstes großes Projekt, das mich einiges an Nerven gekostet hat, ist das Biest.
Denn: Das Biest muss sich am Ende natürlich verwandeln.
Ich habe mir verschiedene Verwandlungen angeschaut. Da gibt es die Disney-Musical-Version, bei der der Darsteller mit dem Rücken auf einer Platte liegt, die über einen Hebel bewegt wird, damit er schwebt. In Amerika wird das auch bei Schulproduktionen verwendet, leider ist sie relativ gefährlich. Abgesehen davon ist sie teuer und wir haben hinter der Bühne nicht gneug Platz dafür.
Dann gibt es die Version, die meine Gruppe vor ca 20 Jahren mal verwendet hat: Viel Nebel und den Biest-Darsteller gegen den Prinz-Darsteller ("ein schöner Junge aus der Technik", der fürs Finale nur noch schön aussehen und lächeln musste) austauschen. Das war mir, ehrlich gesagt, zu billig. Außerdem musste der Prinz hinterher noch singen. Alternativ kann man das Biest in einen weiten Umhang stecken, unter dem er dann Maske, Handschuhe und Schuhe - also alles Biestige - möglichst unauffällig auszieht. Aber nicht mit mir! Ich bin ja ein bisschen größenwahnsinnig und habe auch gewisse Ansprüche an mich selbst. Also habe ich mich von
dieser Verwandlung inspirieren lassen (kurz nach 3 und kurz vor 4 Minuten).
Außerdem wollte ich kein Fell-Biest machen. Weil die Fee dem Biest sagt, er werde zu Stein erstarren, wenn das mit der Liebe nicht klappt, ist es ein Steinbiest geworden.
Das Ganze wurde dann noch etwas steiniger bemalt.
Ja, und dann kam die Verwandlung. Die ging zu meiner Freude so schnell, dass es davon (meines Wissens) keine Fotos gibt. Aber hinterher, wenn die Kobolde weggewirbelt sind, haben wir dann den Prinzen, der dann so aussieht (und sich freut, nicht mehr so viel schwitzen zu müssen wie in der Zeit, in der er zwangsweise Prinz und Biest übereinander tragen muss):
Dafür habe ich die Schärpe mit Wappen genäht
und die Krone gebastelt. Ein Hoch auf Wellpappe und Pappmaché!
Vorne liegt die Schützenkönig-Medaille für Gustav, Bellas Verehrer aus dem Dorf.
So sieht der dann aus. Die Weste hat eine Freundin genäht.
Dann haben wir noch
Bellas Finale-Ballkleid. Mit Reifrock und Glitzer, wie sich das gehört.
Das waren dieses Jahr meine großen Projekte. Viel Versuch und Irrtum, einiges, das ich im Nachhinein anders gemacht hätte, vieles, das ich gelernt habe. Vor allem habe ich gelernt: Mehr Klett. Man braucht immer mehr Klett.
Ich fand es ein bisschen schade, dass am Ende das Ballkleid am meisten Bewunderung geerntet hat. Im Vergleich zu den anderen Kostümen war es kaum Aufwand. Ich hätte mich gefreut, wenn mehr Leute sich lobend über die Verwandlung geäußert hätten. Aber vielleicht war sie auch so schnell, dass sich kaum jemand Gedanken darüber gemacht hat, wie viel Arbeit darin steckt.
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Das waren natürlich nicht alle Kostüme. Die Freundin, die die Gustav-Weste genäht hat, hat auch die Kleider von
Bellas zickigen Schwestern Grete (in gelb) und Ilse (in lila) genäht.
In einer Szene trägt Ilse einen ultraschicken Badeanzug.
Das war der, den Onkel Fester vor zwei Jahren bei The Addams Familiy trug.
Ebenfalls von der Freundin genäht ist das Kostüm (Weste und Gehrock) von
Wilhelm, dem
Vater von Bella, Grete und Ilse.
Meine Babys sind die Kobolde. Die haben sich graue Leggings und Bodys besorgt und dann Blätter, Blüten, Tannenzapfen, Pilze und anderes Waldzeug per Stoff und Gummiband und sehr viel Heißkleber an sich befestigt.
Außerdem gibt es noch den verzauberten Hofstaat des Prinzen. Die Ideen (außer Mathilde, Sessel und Cello, die vorgegeben waren) wurden mit den Darstellern gemeinsam ausgearbeitet.
So sah der bei der Premiere auf der Freilichtbühne aus:
Links sieht man ein Stück von der Spieluhr (blau) und hier ist (in braun) die Garderobe mit drauf. Hinter der Wand sitzt die Freundin, die mir beim Nähen geholfen hat, wir waren als On-Stage-Dresser 1&2 während der gesamten Show versteckt auf der Bühne.
Hier fehlen leider die Spieluhr und die Garderobe.
Feuerschale, Cello (eine Tanzrolle), hinten der Sessel (normalerweise nicht mit nackten Armen), davor das Biest, Mathilde (die Haushälterin, die in ein undefinierbar-staubig-spinnwebiges Etwas verwandelt wurde) und das Gemälde.
Den Sessel habe ich genäht.
Am Ende durften die sich auch alle wieder zurück verwandeln:
Mathilde ist wieder Haushälterin, das Feuer ist eine Dienerin geworden, das Gemälde ist der Hofmaler und der Sessel der Butler. Die Spieluhr wird zur Tanzlehrerin und die Garderobe auch zu einer Dienerin.
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Was bleibt von diesem Jahr, diesem Musical?
Ich würde jederzeit wieder "Die Schöne und das Biest" ausstatten wollen.
Ja, es war viel, viel Arbeit. Ja, ich bin mit einigem, was ich genäht habe, immer noch nicht zufrieden. Ja, ich ärgere mich über manche meiner Entscheidungen und habe immer noch den Gedanken, ich hätte dieses oder jenes noch besser machen können oder müssen. Aber so wird es mir wohl bei beinahe allem gehen, also muss ich es so akzeptieren.
Ja, ich würde es jeerzeit wieder machen. Größer, besser, schöner. Zumindest wäre das vorher mein Plan.