Mittwoch, 30. Mai 2012

Ich gehör nur mir


...und diese Barbie 29cm große Ankleidepuppe gehört nur mir. Mirmirmir. 
Wurde auch mal Zeit, dass ich mir mit 23 Jahren endlich meine erste nicht-blonde Plastikdame kaufe. Irgendwie hat das damals nie geklappt... 



Nun ja, diese hier hat mehr Zweck als nur die Befriedigung des Spieltriebes des Kindes in mir. Nein, es geht hier um Noten. Schulnoten. Die Puppe ist wesentlicher Bestandteil eines Leistungsnachweises in Kostümkunde.
Die Aufgabe war, eine Epoche auszuwählen und eine Barbie so einzukleiden, dass sie mindestens 4 Merkmale der Kleidermode der entsprechenden Zeit aufweist. Außerdem war eine kurze schriftliche Erläuterung der Epoche sowie der Merkmale Bestandteil des Leistungsnachweises.


Das Problem bei dieser Aufgabenstellung war: Ich hatte zu viele Ideen. Viel zu viele. 
Wird es ein schlichtes Empire-Chemisenkleid mit separater Schleppe? 
Ein gestrickter Jumper im Stil der 1920er Jahre? 
Ein Straßenkleid aus blaukarierter Wolle nach der Mode des Zweiten Rokoko?
Ein Poodle Skirt, stilecht mit Petticoat, Söckchen, Bluse und Halstuch? 
Ein Charleston-Kleid? 
Ein mittelalterliches Höllenfensterkleid?


Im Endeffekt habe ich mich für das Modell entschieden, das mir als allererstes in den Sinn kam. Und dafür musste eben eine dunkelhaarige Puppe her.


Ziemliches Hohlkreuz hat die Dame da... Aber dafür eine süße, anmodellierte Unterhose. Meine alten Barbies waren "da unten" einfach nur glatt. 


Als erstes musste - für die typische "Teewärmer-Silhouette" - ein Reifrock her. Ich habe dafür zwei Reifen aus Drahtkleiderbügeln gebogen, einen großen, der den Saumumfang bestimmt, und einen kleineren, der etwa auf Hüfthöhe hängen soll. 
Das zu schaffen, war nicht ganz so leicht, wie ich gedacht hatte. Das lag allerdings nicht an den (zugegebenermaßen recht störrischen) Kleiderbügeln, sondern an der Berechnung der benötigten Stoffstücke. 
Nachdem ich beide Reifen in einen Schrägstreifen eingenäht hatte, begann der schwierige Teil. Ich habe erst allein herumgerechnet, aber dann musste ich doch zugeben, dass mein Geometrieunterricht schon zu lange her ist und ich die Formel für die Kreisausschnittsberechnung nicht mehr auswendig kann. Aber wozu gibt es unser aller Freunde und Helfer, Wikipedia und Google? Damit gings dann doch recht schnell. Von innen sieht diese Krinoline dann aber doch nicht ganz so hübsch und sauber aus, wie ich mir das ursprünglich mal ausgedacht hatte.


 Das nächste Projekt: Der Fächer. Ein absolutes Muss. Er besteht aus Silberdraht, der von Hand zwischen zwei Lagen Stoff eingenäht wurde.
Das hat einige Stunden in Anspruch genommen.

Danach war es dann Zeit, mich dem Rock zu widmen. Er besteht jetzt aus drei Volltellerröcken, die am Reifrock befestigt sind, und zwei gekräuselten Röcken, die aus Rechtecken entstanden sind und von einem Bund zusammengehalten werden. Diese enorme Weite auf die im Vergleich dazu winzige Taillen"weite" der Puppe zusammenzukräuseln, war ein Herausforderung.


 Das Oberteil war auch nicht ganz so einfach wie gedacht. Es ist auch ein wenig zusammengebastelt, aber es sieht gut aus, das ist das Wichtigste ;-) Das Oberteil besteht aus zwei Lagen Voile, aus dem auch die Röcke bestehen, und einer Lage Baumwollstoff, aus dem auch der Reifrock besteht, für die Blickdichte. Die Ärmel sind einfach nur eingekräuselte Voile-Streifen. Den Ausschnitt, der, wie es für Abendkleider dieser Zeit typisch ist, von Schulter zu Schulter reicht, wird von Perlen geschmückt.


Die Overlock-Maschine, die man hier im Hintergrund erkennt, hat mir bei den feinen Säumen gute Dienste geleistet. Leider gehört sie nicht mir, sondern einer Freundin, die sie mir netterweise für eine Weile zur Verfügung stellt.


 Die letzte zu bezwingende Hürde war dann die Frisur. Einfach offen lassen kam von Anfang an nicht in Frage. Die Dame, die man bestimmt schon erkannt hat, war immerhin für ihre kunstvollen Frisuren bekannt. 
Selbstgebastelte Mini-Haarnadeln aus Draht haben leider nicht gehalten, auch Haarspray hat mir nicht die erwarteten Dienste erwiesen. Also musste ich es doch mit Haargummis machen, die zwar transparent, aber eben doch sichtbar sind. Aber im Großen und Ganzen sieht es doch ganz gut aus. Die Perlensterne, die die berühmten Diamantsterne darstellen sollen, sind übrigens ganz brachial mit Stecknadeln im Kopf befestigt. Nachdem die Haarnädelchen wieder versagt hatten, hatte ich gestern abend nach 11 Uhr keine Lust mehr auf fitzeligere Lösungen. Und man sieht es nicht, von daher... ;-)




Und spätestens hier sollte man sie erkennen: Elisabeth Amalie Eugenie - genannt "Sisi" - , Kaiserin von Österreich, Königin von Ungarn, geboren am 24.12.1837, gestorben 1898 bei einem Attentat in Genf.
Das Kleid ist dem nachempfunden, das sie auf dem Porträt von Franz Xaver Winterhalter trägt.


Der Posttitel stammt aus dem Musical "Elisabeth" von Michael Kunze und Sylvester Levay, das ich, passend zum Kleid, beim Arbeiten gehört habe - als kleine Abwechslung zu Spring Awakening ;-)

___


Inzwischen ist ein zweites Paar meiner Pantalons entstanden, für Bilder hatte ich allerdings noch keine Nerven. Kommt noch. Irgendwann. 
Das Kleid, das ich mir eigentlich bis Samstag nähen wollte, wird erst mal verschoben. Durch das beschriebene Projekt fehlt mir die Zeit, es wirklich gut zu machen.
Die Geisterumhänge, Korrektionsanstaltsuniformen und sonstigen Kostüme sind, wie immer, gerade rechtzeitig fertig geworden und so konnte die Premiere ohne unnötigen Stress über die Bühne gehen. Und sie war toll!

Donnerstag, 3. Mai 2012

Die schriftliche Prüfung liegt hinter mir

Also kann ich mich jetzt voll und ganz den letzten Arbeiten fürs Musical widmen. In drei Wochen ist schon Premiere! Zum Schluss geht es immer ruck-zuck...

Was steht da noch an?
Es ist die Zeit der letzten, intensiven Proben. Am Samstag werden alle Choreografien und alle Ensembleszenen wiederholt, am Sonntag gibt es den ersten kompletten Durchlauf und nächstes Wochenende sind die Bühne-Orchester-Proben. 
Bis dahin sollten dank unserer fleißigen Helferinnen alle 28 Röcke fertig sein, sodass sie an die Mädchen verteilt werden können (an einem muss ich noch die letzten Arbeiten machen). Der zweite Pastor Kahlbauch muss den Talar noch anprobieren. Die meisten Jungs und Erwachsenen müssen ihre Kostüme noch vorzeigen. Ein Kostüm muss auf Grund einer relativ spontanen Umbesetzung sogar erst noch besprochen werden. Für eine Korrektionsanstaltsuniform muss noch Stoff nachgekauft werden...

 Heute war der cremefarbene Voile in der Post, aus dem wir die "Geisterumhänge" für die Tanzgruppe nähen werden.

Ich muss den Schnitt meiner Pantalons noch optimieren und will mir bis zur Premiere noch mindestens ein Paar davon nähen (und dann gibts auch Fotos).

Für die "Engelmacherin", die ich seit Sonntag auch spielen darf, habe ich gerade blutrotes Strickzeug angefangen, das allerdings wegen der dicken Nadeln (Nadelstärke 8 - läuft) sehr schnell wächst. Im Zusammenspiel mit dem dunklen Kostüm dürfte das eine sehr starke Wirkung erzielen.

Alles in allem machbar.