Dienstag, 2. Juni 2015

Onkel Fester mal zwei

Gleich vorneweg: Ich habe es leider nicht geschafft, gute Fotos zu machen, bevor die Mäntel bei ihren neuen Besitzern angekommen sind. Ihr müsst euch das Verschwommene einfach wegdenken ;)

Den Mantel gibt es in zwei Ausführungen, da die beiden Darsteller sehr unterschiedlich groß sind. Es gibt also einen kleinen und einen großen Mantel. Ansonsten sind sie in Schnitt, Material und Verarbeitung identisch.



 Das Schnittmuster ist aus einem Herrenhemd-Schnitt gebastelt.


 Damit Fester seine Glühbirne transportieren kann, hat jeder Mantel zwei Taschen.


Der Kragen wird mit Knopf und Knopfloch geschlossen, der Rest jeweils mit acht großen Druckknöpfen.


Unter dem Mantel trägt Fester einen äußerst schicken gestreiften Badeanzug, der unter anderem dafür sorgt, dass der Bauch an Ort und Stelle bleibt. 
Die Anzüge selbst sind gekauft, für den leichteren Einstieg habe ich aber im Rücken einen Schlitz mit Druckknöpfen eingenäht.

Sonntag, 24. Mai 2015

Wo geht's bitte nach Eldorado?

Heute gibt es den Eroberer-Ahn zu sehen.


Das Kostüm besteht aus Hose, Oberteil, Helm und dem ultraschicken Mühlsteinkragen. 

Dieses Kostüm hat mich eine Menge Arbeit gekostet, aber ich finde, es hat sich gelohnt. 


Die Pluderhose ist ganz im Stil der spanischen Mode zweilagig: durch die Schlitze der oberen Lage sieht man die untere, andersfarbige Lage.
Es handelt sich hier übrigens um eine Premiere! In meiner gesamten Näh-Karriere hatte ich bisher noch nie Pannesamt verwendet. Und jetzt weiß ich auch, warum... Der Stoff ist widerspenstig, rollt sich an den Kanten wie verrückt, ist elastisch (außer dann, wenn man es braucht) und fusselt alles voll. Darauf kann ich dann jetzt wieder ein paar Jahre verzichten ;)

Am Bund und an den Beinabschlüssen sind Gummis eingezogen. Damit kann die Hose dann leicht geschoppt getragen werden. 



















Das Oberteil besteht zum Teil aus Kunstleder, das schon hier zum Einsatz kam.
Damit sieht es hoffentlich erkennbar nach der Rüstung aus, mit der die Conquistadores ja klischeehaft immer herumgelaufen sind. 
An den Ärmeln wiederholt sich noch mal der Pannesamt der Hose. Ärmel und Rückseite sind aus Jersey. Im Rücken gibt es troztdem noch einen Reißverschluss, damit das Leder und die Nähte beim An- und Ausziehen nicht unnötig belastet werden. 



Der Helm gehört ebenso klischeehaft zum Eroberer wie die Rüstung. (Wenn man bei einer bekannten Internet-Suchmaschine in der Bildersuche "Conquistador" eingibt, sind Rüstung und Helm die ersten Vorschläge für speziellere Suchen)
Er ist auch aus dem Kunstleder und leider ein bisschen wellig geworden. Behaupten wir einfach, er sei vom Kampf verbeult... ;)



Die Halskrause hat mich besonders viel Zeit gekostet. Aber ich wollte sie von Anfang an unbedingt haben, also musste ich da durch.
Trotzdem überkam mich das irrationale Bedürfnis, auch ein Kleidungsstück mit einem solchen Kragen besitzen zu wollen. Ich brauche definitiv mehr Gelegenheit für Kostüme.

Dienstag, 19. Mai 2015

"Mögen mich all Eure Befehle so glücklich machen wie dieser!"

Das sagt Robin Hood, gespielt von Errol Flynn, als ihm König Richard den "Befehl" erteilt, seine geliebte Lady Marian (Olivia de Havilland) zu heiraten. Es sind die letzten Worte des Films "Robin Hood, König der Vagabunden" von 1938. Ja, das ist ziemlich alt. Es ist trotzdem ein toller Film, den ich mal wieder anschauen könnte. 

Was hat das mit unseren Ahnen zu tun?
Es gibt einen Robin-Hood-Ahn (den es hier nicht zu sehen gibt, da ich das Kostüm nicht nähe) und dazu passend eine Burgfräulein- bzw. Maid-Marian-Ahnin. Deren Kostüm ist an die wundervollen Kleider aus dem Film angelehnt.


Die Kleider sind immer hochgeschlossen - was uns eine Menge Schminke spart. Außerdem sind sie langärmelig, was ebenfalls bedeutet, dass wir uns nicht darum kümmern müssen, die Arme weiß zu bekommen. 


Der Gürtel setzt sich auf der Rückseite fort. 
Das ganze Kleid ist übrigens aus Jersey, was besonders bequem ist und ausreichend Beweglichkeit garantiert. Vermutlich muss aber ein Unterrock darunter getragen werden, damit sich der Rock nicht an die Strumpfhosen heftet und sich um die Beine wickelt. 


Auf die Ärmel habe ich mich besonders gefreut. Wann hat man schon mal Gelegenheit, so dramatische Ärmel an ein Kleid zu nähen? 
Die Überärmel sind weiß wie der Rest des Kleides, die schmalen Unterärmel grau wie Gürtel und Halsbündchen. 


Zusätzlich gibt es noch einen Kopfreifen mit einem kleinen Schleier. 


Jetzt muss ich wieder ins Nähzimmer und mich um ein paar andere Kostüme kümmern. Die ersten Proben mit Kostüm nähern sich unaufhaltsam...

Mittwoch, 13. Mai 2015

Walk like an egyptian

Heute gibt es hier gleich zwei Kostüme zu sehen: die beiden Ägypter. 
Eins davon habe ich heute schon an den Mann gebracht, das andere kommt am Sonntag zu seiner neuen Besitzerin.

Zuerst der Herr: 


Kopfbedeckung, Halskragen und Schurz an einem "Rock". 


 Dieser "Rock" (den ich mangels besserer Bezeichnung so nenne) besteht aus einem Halbkreis, der ein Stück überlappt und einen Gummibund hat. Der Schurz ist doppelt gearbeitet und mit Acrylfarbe bemalt.


Das gleiche gilt für den Halskragen und das Kopftuch. 
 Der Kragen wird im Nacken mit einem Druckknopf geschlossen.




 Die Dame trägt bei uns ebenfalls einen Schurz und einen Halskragen, dazu gibt es ein Kleid und drapiertes Hüft-Teil. 



Der Halskragen ist etwas filigraner bemalt als beim Herrn und auch etwas schmaler. 


Das Kleid ist ganz einfach aus zwei Rechtecken genäht und erhält seine Form durch den Gürtel, an dem die Drapierung und der Schurz befestigt sind. 



Der Schurz ist an einer Seite angenäht, ab der anderen ist ein Klettverschluss. Die Stellen, an der die Falten auf schmalen Stoffstreifen festgenäht sind, sind später unter dem Schurz versteckt.



Zum Schluss gibt es für die Ägypterin auch noch einen Kopfschmuck: eine Schlange mit glitzernden Augen aus Kunstleder. Das wird uns demnächst noch mal in einem anderen Kostüm begegnen - aber dazu später mehr.

Sonntag, 3. Mai 2015

Der wilde, wilde Westen

Vom Frühbarock im Frankreich unter Ludwig XIII. begeben wir uns diesmal in einen Saloon des wilden Westens. 
Daher stammt diese nicht mehr ganz so junge Dame, die auch unter den Vorfahren der Addams ist: das Saloongirl.



Diese Kostüm besteht aus einem gestreiften Tellerrock


an den noch eine 12m lange Saumrüsche kam.


Auf dem Haufen sieht sie allerdings wesentlich unspektakulärer aus...
Dazu kommt eine Korsage mit Rüsche am Ausschnitt.


 Zusammen sieht das dann so aus.


Als dekoratives Element gab es noch ein Röschen am Ausschnitt.


 Der Rock wurde hochgerafft, damit die netzbestrumpften Beine der Tänzerin besonders gut zu sehen sind - außerdem bietet das mehr Bewegungsfreiheit.


In die Frisur des Saloongirls wird dann noch ein Haarschmuck mit Federn und Stoffrosen gesteckt. Auf der Rückseite ist ein Kamm angenäht.



Mittwoch, 29. April 2015

Die alten Wege geh ich neu

Ich bin zurück! 
Es ist immerhin schon fast eine Woche her seit dem letzten Post. Aber heut ist der Tag, an dem es hier mit den Kostümen für die Addams Family weitergeht.

Heute habe ich für euch einen Musketier. 


Das Kostüm besteht aus Hemd, Hose, Musketier-Mantel und Hut. 

Das Hemd hat einen schicken Spitzenkragen, den der Musketier zu feierlichen Anlässen getragen hätte - für den Alltag und die Duelle morgens früh um sechs hinter dem Karmeliterkloster im Luxembourg wäre der ebenso wie die Spitzenmanschetten zu empfindlich. 




Am Ärmel gibt es neben der Spitze auch eine schmale Manschette mit Knopf und Schlingenverschluss sowie einen Schlitz. 

Der Schnitt ist selbstgemacht. 


Hier sieht man das Hemd mit der Hose auf der Puppe. 


Die Hose hat schräge Eingrifftaschen, Gürtelschlaufen und einen Knopfverschluss sowie Bündchen unter den Knien, die ebenfalls mit Knöpfen geschlossen werden. 


Aber was hat es mit den alten Wegen auf sich, die ich stärker, stolzer und weiter als zuvor gehe?
Der Musketier braucht natürlich das ganz klassische Musketier-Kleidungsstück, das mindestens ebenso wichtig ist wie der schimmernde Degen im Sonnenlicht. 
Ich rede natürlich vom Mantel. 
(Genau genommen heißt das Ding Kasack und ist etwas aufwändiger als meine Version und beinhaltet außerdem gefühlte tausend Knöpfe und Knopflöcher.)

Davon habe ich ja schon mal - damals - welche genäht. Die waren weder handwerklich noch vom Material her besonders raffiniert, was zum einen daran lag, dass ich gerade erst im ersten Lehrjahr war und zum anderen daran, dass ich am Donnerstagabend einen Anruf bekam und man mir mitteilte, dass wir dringend bis Dienstag drei Musketiermäntel fürs Prgrammheftfoto brauchen. Die weiteren blauen Musketiermäntel hat dann eine Freundin genäht, während ich noch ein paar rote Mäntel für die Kardinalsgarde fabriziert habe. 
Trotz ihrer Einfachheit haben sie ihren Zweck erfüllt und ich erinnere mich lebhaft an eine Probe im Rosengärtchen, als alle diese Mäntel über ihre normale Sommerkleidung des 21. Jahrhunderts zogen und Passanten ganz begeistert von den Kostümen waren... 

Werfen wir zuerst einmal einen Blick zurück in die Vergangenheit: 


So sah das damals aus. Unverkennbar - ein Musketier des Königs, einer von den Guten.


Der Halsausschnitt war einfach nur groß ausgeschnitten und mit Zick-Zack versäubert. Da die Mäntel nur in 2-3 Szenen gebraucht wurden, war das auch völlig in Ordnung.


Die "Ärmel" waren einfach glatt eingesetzt. 

Aber wo ist der Sommer? Was wurde aus der Zeit?
Seitdem sind fünf Jahre vergangen. Ich habe in der Zeit meine Gesellenprüfung abgelegt und viele Erfahrungen gesammelt.

Eine Rüstung aus Gold gibt es trotzdem nicht für unseren Musketier-Ahn - das würde auch gar nicht ins Farbschema passen. Stattdessen gibt es sozusagen den Musketiermantel 2.0. 


Diesmal in freundlichem... Grau. Diesmal mit Vliesofix in der Applikation und überhaupt viel schöner appliziert (das habe ich ja bei meiner roten und Omas schwarzer Jacke auch fleißig geübt).


 Der Halsausschnitt ist diesmal kleiner und rutscht damit hoffentlich nicht hin und her - das Kostüm muss immerhin einige Tänze überstehen und wird während des kompletten Stücks getragen.


Damit der Kopf trotzdem durch passt, gibt es im Rücken einen Schlitz und einen Knopf mit Schlaufe. Das verschwindet größtenteils unter dem Kragen.


In der Mitte der Ärmel gibt es diesmal eine Kellerfalte. Dadurch ist der Ärmel an der Schulter nicht so breit und bietet mehr Bewegungsfreiheit.



Und schließlich ist da noch er... 
Der Hut! Der ist auch beinahe so wichtig wie der Mantel ;) 


Den Hut zu dekorieren hat mir viel Spaß gemacht. Vielleicht sollte ich doch noch unter die Modisten gehen...


Und selbst nach all der Zeit ist immer noch eine Frage unbeantwortet: 
Was will denn ein richtiger Mann mit einem Spitzentüchlein? 


Ich konnte nicht widerstehen. Und ich bin offensichtlich ein bisschen wahnsinnig. Also hab ich ein Spitzentüchlein gemacht... 

Aber meine Interpretation ist ja sowieso, dass dieser Musketier Aramis ist, der sich irgendwann doch noch mal für eine Frau entschieden hat - das Barockmädchen nämlich.



Hach, ich hör die Worte noch heut... 
Wisst ihr noch?
Lang lebe Langnese!
Fuchs und Dachs und Lachs und Hirsch und Reh...
Ach, ich hör lieber auf, das könnte ins Auge gehen! Dabei liebe ich... einfach alles!


Für alle, die jetzt gern schrecklich nostalgisch werden möchten, der Buckingham Fight. Ich finde aber, unsere Kampf-Choreo war (trotz Holzdegen) schöner... ;) 


Einer für alle!

Donnerstag, 23. April 2015

Zwischendrin mal was für mich

Wir waren neulich auf dem Mittelaltermarkt. Natürlich in Gewandung, das macht irgendwie gleich mehr Spaß. 
Meine Gewandung war ziemlich improvisiert, hat aber ganz gut funktioniert. Ich habe mein Gastwirtinnen-Kostüm von 3Musketiere wiederverwertet: ein braunkarierter Rock und dazu eine Bluse und eine Schürze aus Nessel. Dazu habe ich mich gegen die Kälte ein bisschen improvisiert toga-mäßig in eine grau-blau karierte Stoffbahn eingewickelt. 

Irgendwann werde ich meinen eigenen Mantel haben und muss nicht mehr unter den Mantel meines Begleiters schlüpfen... Obwohl das auch was hat...

So weit, so gut - aber wo packt man halbwegs stilvoll seine Wertsachen hin?

Meine normale Kunstleder-Handtasche fällt definitiv raus. Eigentlich wollte ich mir auf dem Markt einen Korb kaufen, aber leider gab es keinen einzigen Korb-Stand. Naja, Anfang Mai gibts wieder eine Chance ;) 

Für den wichtigsten Kleinkram habe ich mir aus ein paar Resten einen Pompadour-Beutel genäht.


So riiichtig mittelalterlich ist das auch nicht, diese Art Tasche, die man auch Réticule bzw. eingedeutscht Retikül/Ridikül nennt, kamen erst im 18. Jahrhundert in Mode. Aber so genau muss man es ja auch nicht nehmen ;) Es geht um den Look.


Da ich die Tasche nicht in der Hand tragen wollte, habe ich eine Schlaufe angebracht, die ich auf mein Schürzenband fädeln kann.


 Mit den Zugbändern allein ließ sich die Tasche nicht komplett schließen (bei der nächsten Version wird das also optimiert), daher habe ich einen Druckknopf angenäht.


 Wie man sieht, ist in der Tasche ausreichend Platz für Schlüsselbund und Geldbeutel...


 ...sowie das Handy in der kleinen Extratasche, damit es nicht von den Schlüsseln zerkratzt wird. 
Die eine oder andere Kleinigkeit passt auch noch dazu - ein Päckchen Taschentücher oder was man sonst noch so braucht.


Hier sieht man, dass die Außenseite aus 12 "Tortenstücken" zusammengesetzt ist. Damit eignet sich die Tasche gut zum Resteverwerten. 
Der Durchmesser ist etwas mehr als 50cm.


Ich habe mir vorgenommen, mir einen Mantel zu kaufen oder zu nähen - vermutlich ist nähen für mich günstiger. Vielleicht kommt auch noch das eine oder andere zu meinen improvisierten Gewandung dazu. 
Aber erstmal sind die Kostüme dran - aktuell der Musketier-Ahn.