Donnerstag, 26. Mai 2011

Eigentlich...


...hätte die Zwischenprüfung kein Problem sein sollen.
...sollte ich jetzt das Walzerkleid, das letzte zur Premiere noch fehlende Kostüm in meiner direkten Verantwortung, wenigstens zuschneiden.
...müssten noch diverse Kleinigkeiten an Kostümen gemacht werden.
...sollte ich dringend mal mein Zimmer, mein Nähzimmer und meinen Krempel im Esszimmer aufräumen und saubermachen.
...sollte ich viel öfter singen üben, damit ich bei der nächsten Gesangsstunde nicht wieder herumdrucksen muss.
...sage ich seit letztem Jahr um diese Zeit, dass ich dringend mal zum Frisör müsste.
...werden die letzten Tage vor der Premiere von "EVITA" extrem anstrengend.



Uneigentlich...

...ärgere ich mich fürchterlich, dass ich diesen einfachen Rock nicht fertig bekommen habe. Meine Klassenkameradinnen waren der Meinung, dass "die normale Johanna" schon lange fertig gewesen wäre - man habe mir aber angesehen, dass ich mit den Gedanken ganz woanders war. Das hat man nun davon, wenn einem das Musical wichtiger ist als fast alles andere und man es noch nicht mal in der Zwischenprüfung schafft, nicht daran zu denken.
...will ich nach diesem äußerst unerfreulichen Tag erst mal keine Nähmaschine oder Ähnliches sehen.
...werde ich vielleicht etwas davon gleich noch machen, damit ich heute wenigstens ein Erfolgserlebnis habe.
...habe ich nach einem Schultag und meistens noch Nähen fürs Musical schlicht keine Lust dazu.
...habe ich dafür noch nicht mal eine Entschuldigung als die, dass ich es vergesse.
...hänge ich zu sehr an meinen Haaren - obwohl die Spitzen wirklich sehr dünn und kaputt sind...
...werden die Tage im Rosengärtchen trotz aller Szenen, die noch mal anders (oder überhaupt mal) gestellt werden, aller Menschen, die ihren Text noch nicht können oder ihr Kostüm verschlampt haben oder ihren Schmuck verloren haben oder was sonst noch so alles passieren kann, einfach nur toll! Black Stories, Sonnenbrand, Döner, Eis und einfach eine wundervolle Zeit mit wundervollen Menschen.
Was würde ich nur ohne euch tun?


Und damit mal wieder ein Bild in einem Post ist und weil es auch irgendwie passt, hier noch ein Bild, das ich in Magdeburg gemacht habe:


Leider wurde der Schriftzug wieder übermalt :(

Sonntag, 15. Mai 2011

Sex 'n' Drugs 'n' Musical

Sex.
Was wäre ein Musical ohne die obligatorischen "Mädchen der Nacht"?

Drugs.
JH7. Schön blutrot und leuchtend.

Musical.
Mit wirklich tollen Sängern, Kostümen und Bühnenbild.




Ich war am 1. Mai im Theater. Genauer gesagt: im Opernhaus (klingt gleich viel edler).
Jekyll und Hyde.
Erste Reihe.
Mit Schülerermäßigung für 26,55€.

Im Anschluss - ich wollte mich mal als Autogrammjäger versuchen - sind Yngve Gasoy-Romdal und die wunderhübsche Leah Delos Santos Hand in Hand an mir und einigen anderen vorbeigelaufen: "Wir müssen einen Zug kriegen, in zehn Minüten!"
Also wars leider nichts mit Autogrammen für mich und Jennie...



Aber von vorne:
Ich sitze also im Opernhaus und ziehe die Füße ein, damit ein paar Kinder samt Eltern in den Orchestergraben gucken können. Auch hier werden übrigens Schlagzeuger hinter Plexiglas-Wänden eingesperrt.

Dann beginnt das Musical mit einem Donnerschlag.
Dr. Jekyll betritt die Bühne und das erste, was ich denke, ist: "Der ist ganz schön klein..." :D (obwohl er mit 1,80m eigentlich gar nicht klein ist)
Das macht aber gar nichts, denn Yngve Gasoy-Romdal hat eine große Stimme und eine wahnsinnige Präsenz.

A propos Wahnsinn:
Die Verwandlung ist ge-ni-al.
Der einzige optische Unterschied zwischen Dr. Jekyll und Mr. Hyde besteht darin, dass die Haare beim einen glatt und beim anderen unordentlich sind.
Trotzdem weiß man immer sehr schnell, mit wem man es zu tun hat. Jekyll ist der höfliche, wohlerzogene, eher zurückhaltende Gentleman. Das "Schlimmste" ist eine kleine Knutscherei mit seiner Bühnen-Verlobten und Real-Life-Lebenspartnerin Leah Delos Santos (die übrigens völlig zu Recht die "Schöne" in der Magdeburger Inszenierung von Disneys "Die Schöne und das Biest" spielen wird, neben Gasoy-Romdal als Biest).
Hyde dagegen ist animalisch, wolllüstig, grob. "Lassen wir die Feinheiten und kommen wir zum Kern der Sache."
Auch die Konfrontation kurz vor Schluss ist super gespielt und gesungen. Man nimmt Gasoy-Romdal diesen Kampf absolut ab. Nur die Lichttechnik hatte es leider nicht drauf und hat das Licht meistens verzögert umgeschaltet.


Das Bühnenbild besteht aus schräg nach oben zusammenlaufenden Häuserfassaden mit einer Brücke, die hoch und runter gelassen werden kann.
Dazu kommt ein Grabstein, der in der ersten und letzten Szene (dann um den Namen und das Todesjahr Dr. Jekylls erweitert) auftaucht.
Ein Labor mit vielen extrem chemikalisch aussehenden Requisiten.
Eine Bücherregal-Wand mit einer zum Labor führenden Tür. Diese Wand, die von oben herunter gelassen wird, ist manchmal ein bisschen instabil, was von Jekylls Butler Proops ganz wundervoll überspielt wird. Ich musste sehr grinsen :D
Es gibt einen roten Vorhang und Kronleuchter für die Szenen in Sir Danvers Carews Haus.
Die aufwändigsten Aufbauten gibt es aber in der Roten Ratte. Da gibt es einen in den Bühnenboden eingelassenen Pool, eine Rückwand mit einem erotischen Bild (was erwaret man auch in einem Bordell) und reichlich Tischen und Stühlen mit grünen Knicklicht-Drinks.


Natürlich wird es heiß, wenn Lucy auftritt. Die Mädchen in lila Corsagen und quasi nicht existenten schwarzen Spitzenröckchen, ein paar durchaus nett anzusehende junge Herren mit aufgemalten Tattoos in weiten, goldgemusterten, lila/pink/bordeauxfarbenen Hosen.
Während "Gefährliches Spiel" ist Lucy dann auch mal barbusig. Hätte vielleicht nicht unbedingt sein müssen (es waren Kinder anwesend), hat aber natürlich zur Geschichte gepasst.


Es wird sehr blutig gemordet.
Der Bischof, der am Ende des ersten Aktes zuerst stirbt, kommt in die Rote Ratte und lässt sich von einem der gut aussehenden jungen Herren massieren. Hyde taucht auf und sticht dem Bischof erst mal in ... empfindliche Körperteile, bevor er ihn in den Pool wirft und per knallendem Stromschlag ermordet.

Einem Mann wird der Kopf mit einem Spaten abgetrennt und dann ein Kopf herumgeworfen.

Ein weiterer wird effektvoll vor einen Zug gestoßen.

Mr. Stride bekommt relativ schlicht den Hals aufgeschlitzt.

Lady Beaconsfield bekommt ihr Geschmeide in den Hals gestopft und anschließend den Bauch aufgeschlitzt. "Eine milde Gabe von der Lady!" Das (sehr asiatische) Unterschicht-Ensemble greift sich daraufhin blutige Schmuckstücke und Gedärme. Sehr widerlich. Aber passend.

Lucy wird im Pool ertränkt.

Falls sonst noch jemand (abgesehen von Jekyll/Hyde) stirbt, habe ich es vergessen. Aber an sich würde das ja auch reichen.



Insgesamt habe ich an diesem Nachmittag eine stimmige Inszenierung mit tollen Darstellern erlebt. Absolut zu empfehlen!
(Und wenn ich diesen Bericht nicht zwei Wochen nach der Vorstellung geschrieben hätte, wären vielleicht auch noch ein paar mehr Details drin ;))

Dienstag, 10. Mai 2011

Zu viel Zeit zum Nachdenken

Mir ist aufgefallen, dass ich hier überhaupt nicht mit Heimweh zu kämpfen hatte.
Am Anfang meines FSJ, als ich immer nur zwei Wochen weg von zu Hause war, ging es mir manchmal echt schlecht.
Ich vermute, dass das daran liegt, dass ich die vergleichsweise kurze Zeit vor Augen habe. Und eben schon mal fast ein Jahr (mit Wochenend-Unterbrechungen) von zu Hause weg war.


Interessanterweise tut mein rechter Zeigefinger weh - obwohl ich die Nadel eigentlich meistens mit dem Mittelfinger durch den Stoff schiebe...


Es kann so richtig scheiße sein, etwas Schönes zu träumen.
Es ist einfach wundervoll - und dann wacht man auf und weiß genau, dass das niemals passieren wird...
Autsch.


Egal, wie wach ich morgens bin (was in der Regel nicht in gesteigertem Maße der Fall ist): Nach einer halben Stunde in der Straßenbahn bin ich wieder hundemüde.


Ich freue mich schon darauf, beim Musical für die Vorstellungen geschminkt und frisiert zu werden.


Während ich zu Hause fast ausschließlich an die Kostüme denke, die ich noch nähen muss und die, die nach Monaten des Jede-Woche-wieder-Fragens immer noch fehlen, hatte ich hier die Gelegenheit, in Ruhe über meine eigenen Kostüme nachzudenken und mir zu überlegen, welche Accessoires ich zu den jeweiligen Kleidern haben möchte. Ich habe mir einen Plan für die einzelnen Szenen gemacht und, soweit ich es schon weiß, eingetragen, welches Kostüm ich wann tragen werde. Ich habe aufgelistet, welche Teile noch fehlen und was zu Hause wo ist. Am Freitag abend werde ich, wenn ich daheim angekommen bin, durchs ganze Haus laufen und alle Sachen zusammensuchen, damit ich am Samstag morgen gut gerüstet zur Bühnen-Orchester-Probe fahren kann.


Ich habe dieses Jahr viel verpasst. Ich konnte weder bei den Durchlaufproben sein noch heute abend bei der Sitzprobe.
Aber es ist nicht nur das, was mir fehlt. Mir fehlt die Zeit mit meinen Freunden. Die Tage mit Singen, Sonne, Black Stories, zu viel Fast Food und einer Menge Spaß trotz einer Menge Arbeit.
Aber ab Samstag bin ich wieder dabei :)


Die Band ist mir unheimlich wichtig und es macht mir wahnsinnig Spaß, im Gottesdienst zu singen, besonders, wenn so schöne Lieder ausgesucht wurden wie für den BU-Abschluss.
Ich musste schweren Herzens fürs Singen am 29. Mai absagen, obwohl ich überlegt habe, ob es nicht trotzdem geht. Aber zwei Tage vor der Premiere von EVITA geht das einfach beim besten Willen nicht, erst recht nicht, wenn ich wegen Musical-Proben nicht zu den meisten Band-Proben kommen könnte. Und die Zeit, in der ich nicht fürs Musical probe, werde ich brauchen, um fürs Musical zu nähen...

Sonntag, 8. Mai 2011

Über Magdeburg, mich und Straßenbahnen

Jetzt bin ich schon drei Wochen hier in Magdeburg und weil ich ab nächster Woche keine Zeit mehr dafür habe, ziehe ich jetzt schon mal ein Fazit.


Ich bin in der Lage, allein zu wohnen. Ich verhungere nicht (ich esse sogar Gemüse), stehe auch allein (fast) pünktlich auf und gehe sogar sparsam mit dem mir zur Verfügung stehenden Geld um. Das ist sehr gut zu wissen, da ich höchstwahrscheinlich nach der Ausbildung zu Hause ausziehen und allein wohnen werde, ohne dabei allzu viel Geld zu verdienen. Hotel Mama ist natürlich trotzdem nicht zu verachten ;)

Ich kann in einer vergleichsweise großen Stadt leben - und gerade solche Sachen wie Straßenbahnen, die alle 10 Minuten fahren, machen das Ganze ziemlich bequem. (Ich habe übrigens gelernt, dass "Straßenbahn" und "S-Bahn" nicht das selbe ist. Was der Unterschied ist, weiß ich allerdings auch nicht)
Aber ich bin doch ein Dorfkind. So wirklich wohl fühle ich mich zwischen all den mindestens vierstöckigen, direkt aneinander gebauten Häusern nicht.

Es war die absolut richtige Entscheidung, diese Ausbildung zu machen.
Zwar war das Praktikum bis jetzt, wo ich größtenteils Druckknöpfe angenäht habe, nicht gerade besonders fordernd für mich (was übrigens auch alle anderen in der Werkstatt bedauern - aber was muss, das muss! Nächste Woche ist Premiere und da müssen die Kleider natürlich fertig sein), aber ich habe einiges gesehen und mitbekommen und allein, dass ich jeden Tag mit dem Wissen meinen Arbeitsplatz verlasse, dass ich etwas geschafft habe, ist äußerst befriedigend. Aber ich weiß auch: Ich will da nicht stehenbleiben. Ich will nicht mein Leben lang zugeschnittene Stoffstücke zum Zusammennähen vorgesetzt bekommen.
Ich kann mehr.
Ich will mehr.
Ich will die sein, die sich große Roben und schlichte Kleider ausdenkt. Ich will die sein, die die Kostüme plant. Ich will die sein, die sich ausdenkt, wie man ein Kostüm für einen Schrank baut.
Ich habe also zwei Möglichkeiten, was ich nach Abschluss der Ausbildung machen kann:
  • entweder beginne ich ein Studium "(Bühnen- und) Kostümbild"/"Kostümdesign", das 3-4 Jahre bis zum Bachelor und noch mal 1-2 Jahre bis zum Master dauern kann
  • oder ich mache eine Weiterbildung zur Gewandmeisterin, die zwei Jahre vollschulisch durchgeführt wird und für die ich mindestens ein Jahr Berufserfahrung am Theater mitbringen oder während der Weiterbildungszeit erwerben muss.
Mit der Entscheidung für eine der beiden Möglichkeiten (wobei die zweite sicherheitshalber nicht völlig abgehakt werden sollte) sowie der Information über Bewerbungsfristen und -verfahren werde ich einen Teil meiner Sommerferien verbringen. Und im Prinzip sollte ich spätestens in den Herbstferien damit fertig werden (das wird sowieso nichts, aber ich kanns mir ja zumindest mal vornehmen^^). Gerade, wenn es sich um Mappen mit 20-30 künstlerischen Arbeiten handelt, bei denen ich noch keine Ahnung habe, woher ich die nehmen soll...
Denn danach geht es wieder los: Ein neues Musical mit neuen Kostümen, die geplant, entworfen, mit der Regie abgesprochen, besorgt und genäht werden wollen. Eine neue Modenschau, bei der wir als drittes Lehrjahr uns natürlich besonders hervortun möchten. Und wenn sich die Mehrheit der Klasse für ein Überraschungsbild einsetzt (was ich, so cool das auch ist, mit Blick auf meine Zeit und mein Konto eher schlecht fände), wären es dann sogar drei Bilder und damit drei Outfits mit den dazugehörigen Choreografien.
Dazu kommt der wichtigste Teil meiner Ausbildung: die Gesellenprüfung, die vermutlich ungünstigerweise in der gleichen Zeit stattfinden wird wie eins der wichtigsten Dinge in meinem Privatleben: die Hauptproben und die Premiere des Musicals.

Beides ist für mich extrem wichtig.
Die Prüfung, weil sie meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt mitbestimmt.
Das Musical, weil es wahrscheinlich zu meinem Leidwesen das letzte mit dieser wundervollen Gruppe sein wird, die in den letzten zwei Jahren ein sehr wichtiger Teil meines Lebens geworden ist.


Wer diesen Beitrag bis hierher gelesen hat, scheint sich tatsächlich ein bisschen für mich und meinen Werdegang zu interessieren.
Wie immer freue ich mich über eure Kommentare, Zusprüche, Hilfe und Gebete.
Danke, dass ihr an meinem Leben teilnehmt!