Sonntag, 8. Mai 2011

Über Magdeburg, mich und Straßenbahnen

Jetzt bin ich schon drei Wochen hier in Magdeburg und weil ich ab nächster Woche keine Zeit mehr dafür habe, ziehe ich jetzt schon mal ein Fazit.


Ich bin in der Lage, allein zu wohnen. Ich verhungere nicht (ich esse sogar Gemüse), stehe auch allein (fast) pünktlich auf und gehe sogar sparsam mit dem mir zur Verfügung stehenden Geld um. Das ist sehr gut zu wissen, da ich höchstwahrscheinlich nach der Ausbildung zu Hause ausziehen und allein wohnen werde, ohne dabei allzu viel Geld zu verdienen. Hotel Mama ist natürlich trotzdem nicht zu verachten ;)

Ich kann in einer vergleichsweise großen Stadt leben - und gerade solche Sachen wie Straßenbahnen, die alle 10 Minuten fahren, machen das Ganze ziemlich bequem. (Ich habe übrigens gelernt, dass "Straßenbahn" und "S-Bahn" nicht das selbe ist. Was der Unterschied ist, weiß ich allerdings auch nicht)
Aber ich bin doch ein Dorfkind. So wirklich wohl fühle ich mich zwischen all den mindestens vierstöckigen, direkt aneinander gebauten Häusern nicht.

Es war die absolut richtige Entscheidung, diese Ausbildung zu machen.
Zwar war das Praktikum bis jetzt, wo ich größtenteils Druckknöpfe angenäht habe, nicht gerade besonders fordernd für mich (was übrigens auch alle anderen in der Werkstatt bedauern - aber was muss, das muss! Nächste Woche ist Premiere und da müssen die Kleider natürlich fertig sein), aber ich habe einiges gesehen und mitbekommen und allein, dass ich jeden Tag mit dem Wissen meinen Arbeitsplatz verlasse, dass ich etwas geschafft habe, ist äußerst befriedigend. Aber ich weiß auch: Ich will da nicht stehenbleiben. Ich will nicht mein Leben lang zugeschnittene Stoffstücke zum Zusammennähen vorgesetzt bekommen.
Ich kann mehr.
Ich will mehr.
Ich will die sein, die sich große Roben und schlichte Kleider ausdenkt. Ich will die sein, die die Kostüme plant. Ich will die sein, die sich ausdenkt, wie man ein Kostüm für einen Schrank baut.
Ich habe also zwei Möglichkeiten, was ich nach Abschluss der Ausbildung machen kann:
  • entweder beginne ich ein Studium "(Bühnen- und) Kostümbild"/"Kostümdesign", das 3-4 Jahre bis zum Bachelor und noch mal 1-2 Jahre bis zum Master dauern kann
  • oder ich mache eine Weiterbildung zur Gewandmeisterin, die zwei Jahre vollschulisch durchgeführt wird und für die ich mindestens ein Jahr Berufserfahrung am Theater mitbringen oder während der Weiterbildungszeit erwerben muss.
Mit der Entscheidung für eine der beiden Möglichkeiten (wobei die zweite sicherheitshalber nicht völlig abgehakt werden sollte) sowie der Information über Bewerbungsfristen und -verfahren werde ich einen Teil meiner Sommerferien verbringen. Und im Prinzip sollte ich spätestens in den Herbstferien damit fertig werden (das wird sowieso nichts, aber ich kanns mir ja zumindest mal vornehmen^^). Gerade, wenn es sich um Mappen mit 20-30 künstlerischen Arbeiten handelt, bei denen ich noch keine Ahnung habe, woher ich die nehmen soll...
Denn danach geht es wieder los: Ein neues Musical mit neuen Kostümen, die geplant, entworfen, mit der Regie abgesprochen, besorgt und genäht werden wollen. Eine neue Modenschau, bei der wir als drittes Lehrjahr uns natürlich besonders hervortun möchten. Und wenn sich die Mehrheit der Klasse für ein Überraschungsbild einsetzt (was ich, so cool das auch ist, mit Blick auf meine Zeit und mein Konto eher schlecht fände), wären es dann sogar drei Bilder und damit drei Outfits mit den dazugehörigen Choreografien.
Dazu kommt der wichtigste Teil meiner Ausbildung: die Gesellenprüfung, die vermutlich ungünstigerweise in der gleichen Zeit stattfinden wird wie eins der wichtigsten Dinge in meinem Privatleben: die Hauptproben und die Premiere des Musicals.

Beides ist für mich extrem wichtig.
Die Prüfung, weil sie meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt mitbestimmt.
Das Musical, weil es wahrscheinlich zu meinem Leidwesen das letzte mit dieser wundervollen Gruppe sein wird, die in den letzten zwei Jahren ein sehr wichtiger Teil meines Lebens geworden ist.


Wer diesen Beitrag bis hierher gelesen hat, scheint sich tatsächlich ein bisschen für mich und meinen Werdegang zu interessieren.
Wie immer freue ich mich über eure Kommentare, Zusprüche, Hilfe und Gebete.
Danke, dass ihr an meinem Leben teilnehmt!

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