Sonntag, 15. Mai 2011

Sex 'n' Drugs 'n' Musical

Sex.
Was wäre ein Musical ohne die obligatorischen "Mädchen der Nacht"?

Drugs.
JH7. Schön blutrot und leuchtend.

Musical.
Mit wirklich tollen Sängern, Kostümen und Bühnenbild.




Ich war am 1. Mai im Theater. Genauer gesagt: im Opernhaus (klingt gleich viel edler).
Jekyll und Hyde.
Erste Reihe.
Mit Schülerermäßigung für 26,55€.

Im Anschluss - ich wollte mich mal als Autogrammjäger versuchen - sind Yngve Gasoy-Romdal und die wunderhübsche Leah Delos Santos Hand in Hand an mir und einigen anderen vorbeigelaufen: "Wir müssen einen Zug kriegen, in zehn Minüten!"
Also wars leider nichts mit Autogrammen für mich und Jennie...



Aber von vorne:
Ich sitze also im Opernhaus und ziehe die Füße ein, damit ein paar Kinder samt Eltern in den Orchestergraben gucken können. Auch hier werden übrigens Schlagzeuger hinter Plexiglas-Wänden eingesperrt.

Dann beginnt das Musical mit einem Donnerschlag.
Dr. Jekyll betritt die Bühne und das erste, was ich denke, ist: "Der ist ganz schön klein..." :D (obwohl er mit 1,80m eigentlich gar nicht klein ist)
Das macht aber gar nichts, denn Yngve Gasoy-Romdal hat eine große Stimme und eine wahnsinnige Präsenz.

A propos Wahnsinn:
Die Verwandlung ist ge-ni-al.
Der einzige optische Unterschied zwischen Dr. Jekyll und Mr. Hyde besteht darin, dass die Haare beim einen glatt und beim anderen unordentlich sind.
Trotzdem weiß man immer sehr schnell, mit wem man es zu tun hat. Jekyll ist der höfliche, wohlerzogene, eher zurückhaltende Gentleman. Das "Schlimmste" ist eine kleine Knutscherei mit seiner Bühnen-Verlobten und Real-Life-Lebenspartnerin Leah Delos Santos (die übrigens völlig zu Recht die "Schöne" in der Magdeburger Inszenierung von Disneys "Die Schöne und das Biest" spielen wird, neben Gasoy-Romdal als Biest).
Hyde dagegen ist animalisch, wolllüstig, grob. "Lassen wir die Feinheiten und kommen wir zum Kern der Sache."
Auch die Konfrontation kurz vor Schluss ist super gespielt und gesungen. Man nimmt Gasoy-Romdal diesen Kampf absolut ab. Nur die Lichttechnik hatte es leider nicht drauf und hat das Licht meistens verzögert umgeschaltet.


Das Bühnenbild besteht aus schräg nach oben zusammenlaufenden Häuserfassaden mit einer Brücke, die hoch und runter gelassen werden kann.
Dazu kommt ein Grabstein, der in der ersten und letzten Szene (dann um den Namen und das Todesjahr Dr. Jekylls erweitert) auftaucht.
Ein Labor mit vielen extrem chemikalisch aussehenden Requisiten.
Eine Bücherregal-Wand mit einer zum Labor führenden Tür. Diese Wand, die von oben herunter gelassen wird, ist manchmal ein bisschen instabil, was von Jekylls Butler Proops ganz wundervoll überspielt wird. Ich musste sehr grinsen :D
Es gibt einen roten Vorhang und Kronleuchter für die Szenen in Sir Danvers Carews Haus.
Die aufwändigsten Aufbauten gibt es aber in der Roten Ratte. Da gibt es einen in den Bühnenboden eingelassenen Pool, eine Rückwand mit einem erotischen Bild (was erwaret man auch in einem Bordell) und reichlich Tischen und Stühlen mit grünen Knicklicht-Drinks.


Natürlich wird es heiß, wenn Lucy auftritt. Die Mädchen in lila Corsagen und quasi nicht existenten schwarzen Spitzenröckchen, ein paar durchaus nett anzusehende junge Herren mit aufgemalten Tattoos in weiten, goldgemusterten, lila/pink/bordeauxfarbenen Hosen.
Während "Gefährliches Spiel" ist Lucy dann auch mal barbusig. Hätte vielleicht nicht unbedingt sein müssen (es waren Kinder anwesend), hat aber natürlich zur Geschichte gepasst.


Es wird sehr blutig gemordet.
Der Bischof, der am Ende des ersten Aktes zuerst stirbt, kommt in die Rote Ratte und lässt sich von einem der gut aussehenden jungen Herren massieren. Hyde taucht auf und sticht dem Bischof erst mal in ... empfindliche Körperteile, bevor er ihn in den Pool wirft und per knallendem Stromschlag ermordet.

Einem Mann wird der Kopf mit einem Spaten abgetrennt und dann ein Kopf herumgeworfen.

Ein weiterer wird effektvoll vor einen Zug gestoßen.

Mr. Stride bekommt relativ schlicht den Hals aufgeschlitzt.

Lady Beaconsfield bekommt ihr Geschmeide in den Hals gestopft und anschließend den Bauch aufgeschlitzt. "Eine milde Gabe von der Lady!" Das (sehr asiatische) Unterschicht-Ensemble greift sich daraufhin blutige Schmuckstücke und Gedärme. Sehr widerlich. Aber passend.

Lucy wird im Pool ertränkt.

Falls sonst noch jemand (abgesehen von Jekyll/Hyde) stirbt, habe ich es vergessen. Aber an sich würde das ja auch reichen.



Insgesamt habe ich an diesem Nachmittag eine stimmige Inszenierung mit tollen Darstellern erlebt. Absolut zu empfehlen!
(Und wenn ich diesen Bericht nicht zwei Wochen nach der Vorstellung geschrieben hätte, wären vielleicht auch noch ein paar mehr Details drin ;))

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen